Stefano und Thoula wie sie lernen mussten, mit Morbus Addison zu leben.

 

 

 

 

Thoula kam im Jahre 2014 mit knapp 2 Lebensjahren zu mir. Sie war über Kleinanzeigen inseriert, ohne Foto, nur mit dem Text „Hund sucht neuen Wirkungskreis“. Ich rief dort an, machte einen Termin am selben Abend aus, um den Hund zu begutachten. Dort angekommen sagte man mir, man hätte keine Zeit mehr für den Hund und drückte mir quasi den Hund, die Leine, eine Dose Futter und ein Kissen in die Hand und wünschte mir alles Gute. Die ganze Euphorie, endlich mein eigener Hund, juhuu – und noch nicht mal etwas für ihn bezahlt - war relativ schnell verflogen, denn Thoula bemäkelte nämlich am 2,3 Tag schon das Futter. Ging zum Napf, roch dran und ging wieder weg. Ich rief die Vorbesitzer an, fragte ob sie ggf. nur ein spezielles Futter nahm, dies wurde verneint. Also habe ich ihr verschiedene Hersteller und Sorten angeboten und freute mich, wenn sie mal fraß.

Nach knapp zwei Wochen allerdings wollte sie gar nichts mehr fressen oder trinken, sie wurde ganz matt und schlapp. Ich packte sie am zweiten Tag und wir fuhren zu unserem Stammtierarzt. Die Untersuchung zeigte, sie hatte eine eindeutige Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis). Ich fuhr also die folgenden drei Tage dort hin und Thoula bekam Infusionen mit Ringerlösung und Antibiotika. Danach ging es ihr wieder super und ich war froh, einen gesunden Hund zu haben. Knapp vier Wochen später ging die Futterverweigerung wieder los. Thoula wollte nichts annehmen, auch hatte sie wenn sie etwas gefressen hat, des Öfteren erbrochen und Durchfall.

Da ich nicht wieder stundenlang fahren wollte, um meinen Tierarzt zu erreichen, ging ich in eine andere Haustierpraxis in meiner Nähe. Ich berichtete von dem Werdegang und sie sagten dort, das ist sicher ein Infekt. Sie spritzten Schmerzmittel und Antibiotika und schickten uns heim. Es ging über Wochen und Monate auf und ab, mal fraß sie, dann wieder nicht, dann röchelte sie öfter. Irgendwann wurde es mir wieder zu viel, ich fuhr mit ihr erneut in die Haustierpraxis B, wo sich dieses Mal eine deutliche Halsentzündung zeigte. Also wieder Antibiotika und Schmerzmittel in den Hund.

So vergingen wieder Tage und Wochen eines Hindernislaufs. Ich hatte mittlerweile so viel Futter in den Müll geworfen, man gewöhnte sich schon fast daran und akzeptierte, dann frisst der Hund halt nicht, morgen dann wieder..... Nach knapp einem halben Jahr stand mal wieder die Läufigkeit an. Danach wurde es wieder extrem schlecht, wir haben mittlerweile Juni 2016. Beim Gassi gehen, wollte sie kaum noch mit, ich hatte das Gefühl, Thoula wirkte betrunken, sie torkelte. Ich legte sie mehrfach ab und wieder auf mich zulaufen, immer wieder wankte sie von links nach rechts und umgekehrt. Ich also wieder den Hund gepackt, zu Tierarzt B und natürlich auch erzählt - sie war kurz vorher in der Läufigkeit. Ich habe ihm sehr bestimmend gesagt, dass ich nun mal langsam wissen möchte, was mit dem Hund nicht stimmt. Er sagte, das ist eine Läufigkeitsdepression, das haben wohl ab und zu Hündinnen, die wären dann so. Ich sollte mich beruhigen und nach Hause fahren und dem Hund Ruhe gönnen. Derselbe Abend, ich saß auf der Couch – bei einem Wein und Fernsehen - Thoula stand aus ihrem Korb auf und wollte zu mir auf die Couch kommen, nach 3 Schritten torkelte sie und fiel wie ein nasser Sack bewusstlos zusammen. Da wir schon 22 Uhr hatten, packte ich sie panisch auf den Beifahrersitz und fuhr wie von der Tarantel gestochen, ab in die Tierklinik. Ich rief von unterwegs bereits an um uns anzumelden. Diesen Abend werde ich wohl in meinem Leben nicht vergessen, ich war vor Aufregung sofort nüchtern, denn Thoula wurde nach der Blutuntersuchung sofort auf die Intensivstation gebracht. Die Ärztin, die Dienst hatte sagte mir, das Thoula zwingend dort bleiben muss und sie alle paar Stunden die Blutwerte messen müssen, irgendwas von Addisson Krise und das ein Test gemacht werden muss – unterschreiben sie bitte hier und hier und wenn sie nicht hier bleibt überlebt sie die Nacht nicht. Ich war wie in einem Film – das konnte doch alles jetzt nicht wahr sein.

 

 

 

Als ich zuhause ankam befragte ich erstmal Tante Google, was eine Addisson Krise ist, warum ist ein Kalium Wert über 10 schlecht, was ist das überhaupt ? Ich habe die halbe Nacht gelesen und die andere halbe Nacht geweint. Am nächsten Morgen direkt angerufen und mir die Blutwerte schicken lassen, diese an Tierarzt A per WhatsApp geschickt, ich wollte eine zweite Meinung. Ja kam zurück, die Werte deuten auf eine Addisson Krise hin, ja es ist wirklich so schlimm und lebensbedrohlich. Nachdem die Natrium und Kalium Werte nach Gabe von Elektrolyten wieder besser waren, wurde der ACTH Test gemacht – wir erinnern uns – ganz am Anfang meiner Geschichte gab's bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung auch Ringerlösung (Elektrolyte).... ein Schelm wer Böses denkt, es passte hinterher einfach alles hervorragend.

Als das Ergebnis vom ACTH Test vorlag, durfte ich Thoula wieder abholen und wir bekamen die Diagnose Morbus Addisson. Die Einstellerei auf das Zycortal und Prednisolon war müßig und ging ordentlich in den Geldbeutel. Die stationäre Aufnahme in der Klinik war ja auch nicht gerade günstig. Also fragte ich, ob man nicht beim Haustierarzt weiter einstellen könnte.

 

Wir wurden also wieder zu Haustierarzt B überwiesen, dem ich erst mal ordentlich die Meinung über seine Diagnostik erzählt habe und das er bitte in Zukunft genauer hinschauen solle.... Nun was soll ich sagen, da ich mittlerweile immer mehr fundiertes Wissen erlangt habe, durch die Facebook Gruppe und andere Seiten wurde mir schnell klar – ich war dort immer noch falsch. Der Tierarzt wollte NICHT das ich selber spritzen lerne, er verkaufte mir immer 10 Prednisolon Tabletten für knapp 3 € und schon lange wollte er nicht von der Zycortal Dosierung vom Beipackzettel runter gehen. Also ging ich nach der 3. Dosis, die wieder 9 Wochen vorhielt in die Tierklinik zurück, holte mir eine Ampulle Zycortal und Spritzen, habe mir ein Video bei Youtube angesehen „Subkutan den Hund spritzen – für Dummies“ und dosierte selbst runter. Die Blutuntersuchungen habe ich in der Tierklinik durchführen lassen. Mittlerweile haben wir einen Tierarzt hier in Solingen gefunden, für den Endokrinologie kein Fremdwort ist und ein In-House Labor hat. Wir haben immer weiter Kosten und Medikamente optimiert, um auf unsere individuelle Dosis zu kommen, von Anfangs Prednisolon 5mg runter auf 2 mg. Das Zycortal haben wir von 1,75ml auf 0,13ml herunter dosieren können und haben nun den 28 Tages Rhythmus.

 

Thoula hat zwar durch das Cortison an Gewicht zugelegt, aber ich habe lieber einen lebensfrohen und „gesunden“ Hund mit 3kg zu viel auf den Rippen, als einen schlanken und dünnen aber dafür kranken.

 

 

 

Wir können euch nur aus eigener Erfahrung raten, dass Tierärzte auch nur Menschen sind. Hinterfragt alles und seid neugierig – und vor allem glaubt nicht immer alles sofort – auch ein Tierarzt kann falsch liegen.

 

Liebe Grüße und ganz viele Leckerchen!

Eure Thoula und der Stefano!