Mein Leben mit Morbus Addison

Kapitel 1 

Seit klein an war Mex bereits ein sehr ängstlicher Hund. Wir haben mit der Sozialisierung viel erreicht, doch die Angst vor fremden Menschen und Geräusche vom Himmel wurde nicht viel besser - doch wir konnten dies gut händeln.

Er wuchs als glücklicher Hund in den Walliser Bergen auf. Auf unseren Ausflügen in die Natur blühte Mex länger je mehr auf. Er genoss jede Minute in den Bergen. Dort konnte er sich auch immer am besten entspannen.

Mit 1,5 Jahren wurde Mex kastriert, da er länger je gestresster auf die Damenwelt reagierte. Nach anfänglicher Aggression gegen Artgenossen legte sich dies aber bald und Mex wurde wieder viel entspannter & ruhiger.

Im Herbst 2018 wurde Mex vermisst. Beim Wandern gab es zwei sehr laute Knalle am Himmel und er lief voller Panik davon. Glücklicherweise fand er am selben Abend nach Hause.

Im Frühjahr/Sommer 2019 fing es dann an, dass Mex plötzlich nicht mehr mit mir trainieren wollte. Wir übten täglich gemeinsam, sei es fürs Dogdance, Tricks oder Obedience. Mex war immer top motiviert und voll bei der Sache bis zu diesem Moment. Unsere Dogdance-Lehrerin wie auch unser Hundetrainer waren etwas ratlos, auf den Videos wirkte Mex jedesmal sehr ängstlich bevor er dann weglief um dem Training zu entkommen. Wir dachten an jenes schlechte Erlebnis und wollten dies wieder positiv aufbauen - jedoch ohne Erfolg. Mex wurde zunehmend ängstlicher und plötzlich auch aggressiver, vor allem fremden Menschen gegenüber. Wo er früher sich hinter mir verkroch ging er plötzlich nach vorne, verbellte den Feind und machte sogar Warnschnapper.

Daraufhin rieten mir beide die Schilddrüse kontrollieren zu lassen. Dort wurde dann im Herbst 2019 eine Unterfunktion festgestellt. Vom Tierarzt wollte ich gerne wissen woher dies kommen kann, doch dieser meinte nun es könne einfach vorkommen ohne weitere Ursache. Mit dem Forthyron ging es dann Mex die nächsten Monate erst etwas besser, doch immer noch war er ängstlich und etwas aggressiv. 

Im Februar fing Mex dann vermehrt an zu zittern. Wir dachten dies rührt vom Forthyron her. Sicherheitshalber riefen wir unseren Tierarzt an, dieser tat es als Angst ab. Wir sollten uns keine Sorgen machen.

 

Kapitel 2

Die Misere begann im März 2020 an einem Freitag, als Mex morgens auf dem Weg zur Arbeit plötzlich hinter mir herlief. Auch später war er dann auffällig ruhig im Büro. Als wir am Abend nach Hause kamen, fing Mex an mehrmals hintereinander zu Erbrechen (Durchsichtig mit Schleim). ?. Doch Samstags war Mex dann wieder so träge und Abends ließ er die Hälfte seines Futters einfach im Napf. Sonntag aß er dann gar nichts und erbrach nachmittags ein weiteres Mal. 

Montag fühlten sich Mex’s Ohren eiskalt an und wir gingen umgehend zum Tierarzt. Dieser maß Fieber und vermutete eine Magen Darm Geschichte. Ich fragte nach einem großen Blutbild und Mex wurde Blut abgenommen. Zudem bekam er ein Spasmolytikum gegen das Erbrechen. Er sollte sich damit bald besser fühlen.

Glücklicherweise fühlte sich Mex darauf tatsächlich besser. Doch er hatte meines Erachtens auch Rückenschmerzen. Dienstags konnte er plötzlich seinen Urin nicht mehr richtig halten und hat mehrmals in die Wohnung gemacht/getropft. Er lief zudem schlechter und hob das Bein beim Pinkeln nicht mehr. Sofort machte ich für den folgenden Tag einen Termin bei meiner Hundephysio Equidog-Balance.

Diese löste einige saftige Blockierungen im Iliosakralgelenk (ISG) und den Lendenwirbel. Die Behandlung schlug super an und Mex war die folgenden Tage wieder lebendiger und fraß normal.

Leider hatten wir uns zu früh gefreut, denn Mex wurde übers Wochenende wieder schlapper und mehr und mehr appetitloser. Wieder ging es zum Tierarzt und nochmals schickte dieser uns nach einer Spritze nach Hause. Auf meine Nachfrage hin betreffend des BB wurde mir lediglich mitgeteilt, dass die SD-Werte etwas hoch wären. 

Wieder ging es Mex etwas besser. Doch einige Tage darauf schien er wieder Schmerzen zu haben, daher wollte ich ihn nochmals von der Physio nachbehandeln lassen. Aufgrund der aktuellen Situation betreffend COVID-19 durften die Hundephysiotherapeuten nur noch mit tierärztlicher Überweisung behandeln. Kurzerhand rief ich meinen Tierarzt an, welcher mich jedoch anmachte dies sei nicht richtig und er könne mir nicht helfen - ich solle mich ans Veterinäramt halten. 

Daraufhin empfahl mir unsere Physiotherapeutin ihre Tierärztin zu kontaktieren, da diese solche Verordnungen bereits erstellt hatte. Dort konnte ich einen Termin für den nächsten Tag machen. 

In der Kleintierpraxis wurden am 24.03.2020 Herztöne festgestellt und das Blutbild war gar nicht gut. Mündlich mitgeteilt hieß es eine Verschiebung der Elektrolyte und doppelt so hohe Anzahl weiße Blutkörperchen. Das Röntgenbild war unauffällig. Direkt musste er an die Infusion.  Wenige Stunden später waren wir dann schon notfallmäßig in der Tierklinik Thun.

Aufgrund der Covid-19 Pandemie war der Besuch in der Klinik nicht wie er sonst ablaufen würde. Da Mex noch etwas benebelt war, trug ich ihn in die Praxis. Ich durfte in einen Behandlungsraum mit ihm warten.

Am nächsten Tag wurde beim Ultraschall dann festgestellt, dass seine Nebennieren so gut wie nicht mehr vorhanden waren. Schnell hatte der Arzt auch MA auf der Liste der möglichen Ursachen. Einen Tag später wurde der ACTH Test gemacht, welcher dann die Diagnose bestätigte.

 

Kapitel 3

Als wir Mex endlich wieder nach Hause holen durften war die Freude groß. Jedoch auch die Unsicherheit mit dieser Diagnose. Glücklicherweise fanden wir dann die Facebook-Gruppe, welche einem immer wieder mit Rat und Tat stützend zur Seite steht. 

Die Schilddrüsenmedikamente müssen wir nicht mehr geben, da sich die Werte seit der Medikation mit Florinef & Prednisolon stetig verbesserten. Noch sind wir mit der Dosierung vom Florinef nicht ganz zufrieden, da der Natriumwert etwas niedriger ist als er optimal sein sollte. Bald wird jedoch wieder ein Blutbild gemacht und wir sehen weiter.

Am Anfang ist die Diagnose ein Schock - doch man wächst hinein. Mex genießt wieder die Zeit in den Bergen und ist merklich angenehmer im Umgang geworden. Wir sind glücklich, kann er nun wieder ein erfülltes Leben genießen.

Carla und Mex