Amal, ein Hund aus dem Tierschutz.



Im April 2011 kam Amal als zweijähriger Hund aus Italien zu mir. Nach Vorkontrolle und Besuch meinerseits bei der Pflegefamilie durfte er zu mir reisen.

Schon beim Besuch fiel mir auf wie ängstlich dieser Hund doch war. Er rannte vor mir davon und versteckte sich. Trotzdem war er auch neugierig. Auf dem Spaziergang nahm er ganz fein Kontakt zu mir auf und stupste mit seiner Nase an meine Hand. Da wusste ich: ja er kann zu mir kommen.

Er war ein Hund aus dem Süden Italiens, aufgefunden abgeschnitten von der Welt auf einem, na sagen wir mal, Bauernhof. Er wuchs mit seinen Geschwistern inmitten eines Hühnergeheges auf. Zu Menschen hatte er keinen Kontakt. Höchstens mal mit dem Bauern, der das Essen hinstellte.

Die Geschwister wurden von dort weggebracht und verteilt. Er und eine Schwester blieben zusammen in einem Tierheim in Alessandria. Von dort aus kamen die beiden nach Mailand und von da kam er zu mir nach Lugano.

Oh je, oh je. Ich durfte ihn kaum ansehen und er guckte mich mit diesem ängstlichen, gestressten Blick an. Armer Kerl.
Die Fütterung gab es nur von Hand. Schließlich musste er wissen, dass von mir keine Gefahr drohte. Spazieren ging ich nur doppelt gesichert. Er hatte vor allem Angst: Autos, Menschen, Geräusche. Am Liebsten war er fernab von allem, im Pferdepensionsstall, wo mein Pferd untergebracht war. Da konnte er runterkommen.

Ich begann mit ihm an der Schleppleine zu üben und er machte sich wunderbar. Im Mai 2011 hatten wir ein Erlebnis der "Dritten Art". Er durfte da schon frei auf dem Hof mit mir mit. Er bewegte sich nie weit von mir weg. Eines Tages kam er an den Elektrodraht und er wurde gezwickt. Weg war er. Aber nicht weit. Amal kam zu mir zurück und suchte Hilfe von mir! Da wusste ich, ich war auf einem guten Weg.

Wir gingen in den Wald, auf die "Hundewiese" (was es eigentlich in der Südschweiz noch nicht gab), es handelte sich dabei um ein wunderbar offenes Gelände, was von allen Hundefreunden zu Spaziergängen genutzt wurde. So konnte er Kontakte mit anderen Hunden knüpfen, dabei auch dem "Feind Mensch" ausweichen, denn er war ja frei. Nie hat er sich aggressiv gezeigt, im Gegenteil, er wich den Menschen aus, vor allem den ganz kleinen Menschen. Mit ihnen konnte und kann er bis heute nichts anfangen.

 



Dann habe ich ihn in der Hundeschule angemeldet. Er machte sich hervorragend, war intelligent und gelehrig. Ein super Schüler. Nur Menschen waren ihm ein Graus, vor allem Männer. Ich bemerkte, dass er mit Männer weniger ängstlich wurde, wenn mich diese zur Begrüßung umarmten. Also sagte ich das dem Hundeführer und siehe da, er ließ sich von ihm berühren. Mir sind beinahe die Tränen gekommen vor Glück.

Ja, und von einem Tag zum anderen fing alles an. Er bekam Durchfall. Ich ging mit ihm zum TA. Ach, nichts weiteres, er wird wohl draußen was aufgelesen haben. (Anmerkung: er Fraß NIE was draußen). Nur Zuhause, wo er stressfrei essen konnte.
Antibiotika und Behandlung. Ja, da war es vorbei.

Danach hatte er Ausschlag. Diagnose: Grasmilben. Danach begann er mit dem Futter zu mäkeln, Fraß viel Gras und erbrach sich ab und an. Diagnose: Futtermittelunverträglichkeit. Sein Stuhl war manchmal mit so einem gelblichem etwas ummantelt. Total unappetitlich. Das ging dann vorbei und er war wieder der Alte.

Dachte ich.

Ich merkte, dass er immer langsamer wurde und in der Hundeschule nicht mehr voll dabei war. Wie ein alter Hund. Er hatte auf nichts mehr Lust. Ja, dachte ich, vielleicht hat das mit der Hitze zu tun? Mit den kühleren Tagen ging es wieder vorbei.

Im Oktober 2014 hat er seine Dreijahresimpfung gegen TW erhalten. Einen Monat später ging es erst richtig los. Er begann mit dem Essen zu mäkeln und zwar in einem Masse, das ich nicht von ihm kannte. Also wieder TA. Die wollten Blut nehmen und sie konnten auch nach mehreren Stechen keine Vene finden. Sicher hatte er Anämie. Ich sagte denen noch, sie sollen doch wenigsten eine Röntgenaufnahme machen. Nee, wollten sie nicht. Ach, das sei wohl nur eine Gastritis. Er bekam zwei Spritzen und mir wurde Futter mitgegeben. Haha, das Scheißzeug hat er nicht angerührt. Er Fraß plötzlich überhaupt nicht mehr.
Ich kochte ihm Hühnchen mit Reis und nichts half.

In der Nacht darauf wurde es richtig schlimm. Er bekam das große Zittern, hatte Untertemperatur und nicht einmal Trinken wollte er. Er hatte auch Schmerzen und jammerte. Amal hatte bisher NIE gejammert. Was auch geschah.

So habe ich der Tierklinik angerufen und bin noch in derselben Nacht losgefahren. Er kam dann erstmal an den Tropf und musste dort 2 Tage verbringen, bevor ich ihn wieder mitnehmen konnte. Aber herausgefunden haben sie nichts. Es ging ihm leicht besser aber nicht lange. Nach vier Tagen musste ich wieder in die Tierklinik und besprach alles mit dem Klinikleiter. Da hatte er einen Einfall und sagte, seine Frau sei auf bestimmte Krankheiten spezialisiert. Meinem Amal wurde Blut abgenommen, was gar nicht so einfach war, denn die Anämie bestand weiterhin. Aber wenigstens ER hatte seine Vene gefunden.

Im Labor wurde es untersucht und der erste Verdacht auf MA war im Raum. Zwei Tage später wurde der ACTH Test gemacht und ENDLICH eine Diagnose: ja, es war Morbus Addison.

In der Zwischenzeit hat der 32kg Hund 4 Kg abgenommen. Ach wie war er doch mager mein Schatz. Noch heute kommen mir die Tränen, wenn ich daran denke, denn es fehlte nicht viel und ich hätte ihn verloren.

Mit den Medikamenten Florinef und Prednisolon ging es schnell aufwärts. Klar, hatte er anfangs in die Wohnung gepieselt. War alles nicht schlimm. Ich habe Küchentücher ausgelegt, damit er dann darauf machen konnte. Das hat bestens funktioniert.

Mit der Zeit hat es sich eingespielt und die Pieselei war vorüber. Gaaanz langsam durfte ich das Prednisolon ausschleichen. Das hat in etwa 3 Monate gedauert. Aber funktioniert bis heute noch.

Etwas später stand eine Augen-OP an und da bekam er einen Boost, wie er den auch für den Umzug nach Spanien bekam.
Ich hatte schon von der Schweiz auch einen TA kontaktiert, damit seine Weiterbehandlung und vor allem die Medikamente  gewährleistet blieben.

Jetzt ist er ein wunderbarer Hund. Das Landleben bekommt ihm und die Rudelhaltung auch. Er ist plötzlich zum Wachhund mutiert, verteidigt seine Finca und alle die darauf leben. Männer mag er immer noch nicht. Nur ganz bestimmte. Ich kann mich voll und ganz auf ihn verlassen.

Es geht ihm SUPER und ich bin so dankbar ihn noch bei mir zu haben: Meinen jetzt neuneinhalbjährigen Maremmano-Mix aus Italien.