Auf die folgenden anderen Ursachen entfallen in unserer Gruppe weniger als 1%. Aber sie sind es, die wegen ihrer absoluten Seltenheit hier gelegentlich als die rätselhaften Fälle auftauchen.
Hinweis: Hierzu besteht in der Gruppe kein Expertenwissen, wir haben lediglich Kenntnis und rudimentäres Wissen um die Erscheinungsformen.

  • Panhypopituitarismus: wird hervorgerufen durch Tumoren der Hypophyse, durch Kraniopharyngeome (Tumoren im Bereich des Stiels der Hirnanhangsdrüse), durch verschiedene andere Tumoren, Granulome und selten auch durch Infektionen oder Traumata, die das Gewebe der Hypophyse zerstören., auftreten. Die Symptome und Befunde ähneln denen einer Morbus Addisondiagnose, oft begleitet von einer eingeschränkten Funktion der Schilddrüse und der Keimdrüsen sowie Hypoglykämie. Diagnostisch sicher sind bildgebende Verfahren ( CT oder besser MRT).
  • Ein Isolierter Ausfall der Produktion des adrenokortikotropen Hormons (ACTH) wird meist durch Funktionsstörungen der Hirnanhangsdrüse hervorgerufen.
  • Beim polyendokrinen Autoimmunsyndrom handelt es sich um eine Insuffizienz verschiedener endokriner Organe aufgrund autoimmunologischer Prozesse. Die Krankheitsbilder sind Morbus Addison, in Verbindung mit Hashimoto-Thyreoiditis und/oder Diabetes mellitus Typ 1, und /oder Alopezie und/oder perniziöse Anämie.
  • Fehlerhafte Hormonsynthese infolge eines genetischen Defektes: Das Ausgangsprodukt für Glucokortikoide und Mineralokortikoide ist das Cholesterin. Über ein paar Schritte läuft die Synthese für beide zusammen ab, nämlich bis zu dem Schritt, wo es zu Progesteron geworden ist. (aus dem Pregnenolon entsteht über mehrere Zwischenschritte Progesteron.) Auf dieser Stufe teilt sich die Synthese der Glukokortikoide und Mineralokortikoide. Die eine Hälfte wird zu Mineralokortikoid, die andere zu Glucokortikoid. Es gibt aber den Defekt, dass z.B. das Mineralokortikoid nicht synthetisiert wird. Dann wird Progesteron also immer und ausschließlich zu Glucokortikoid synthetisiert. Das kann eine Zeit vom Körper kompensiert werden, da Glucokortikoid ja auch eine geringe Mineralokortikoide Wirkung hat (und umgekehrt). Bei dieser Form des Versagens der endogenen Drüse ist die Nebenniere also in Ordnung, der Basalcortisolwert ist oft auch in der Norm, aber die Elektrolyte Natrium und Kalium sind unerklärlicherweise entgleist.
  • Störungen des Hormontransports: hier besteht ein (erworbener) Mangel an geeigneten Transportproteinen. Es fehlt einfach das „Fahrzeug“, um den Stoff an die richtige Stelle zu bringen. Im Falle der Nebennierenrindenhormonsynthese sind dies Enzyme. Fehlen also diese Enzyme oder sind sie vermindert, läuft die Produktion nur bis zu einem gewissen Schritt und stottert oder stoppt dann. Die Folge ist dann zum Beispiel bei den Nebennierenhormonen ein eklatanter Mangel an Cortisol und/oder eine auffällige Schieflage der Elektrolyte.
  • Und dann gibt es auch noch eine Resistenz der Hormonwirkung, weil es (erworbene?)Defekte an dem Hormonrezeptor geben kann. Ist der Glukokortikoid-Rezeptor nicht funktionsfähig oder nicht in ausreichender Zahl vorhanden kann der vorgesehene Prozess nicht ablaufen und die Wirkung des Hormons bleibt aus. Darüber hinaus wird die Existenz von Glukokortikoid-Rezeptoren auf der Zellmembran angenommen. Diese Rezeptoren wurden in den letzten Jahren unter anderem in Leberzellen, glatten Muskelzellen, Nervengewebe sowie auf Monozyten und T-Lymphozyten nachgewiesen. Von einer Hormonresistenz spricht man, wenn den Zielzellen die erforderlichen Rezeptoren fehlen. Die Ursache hierfür kann in der relativen Zahl begründet sein, aber auch an deren mangelhaften Bindungsneigung. Das führt dazu, dass ebenfalls bei ausreichender Hormonkonzentration die Wirkung des Hormons ausbleibt. Auch Autoantikörper können solche Resistenzen auslösen.
  • Diffentialdiagnostisch muss man auch noch den Pseudohypoaldosteronismus erwähnen. Hierunter versteht man seltene erbliche Störungen, die dazu führen, dass die Nieren zu viel Kalium zurückhalten, aber zu viel Natrium und Wasser ausscheiden, was zu Hypertonie führt. Die Symptome können zu niedriger Blutdruck, eine Verminderung der Blutmenge, zu wenig Natrium und zu viel Kalium sein. Die Behandlung erfolgt mit einer natriumreichen Ernährung und manchmal Fludrokortison.
  • Pseudohypoaldosteronismus durch Trichuris vulpis-Infektion. Trichuris vulpis-Würmer sind blutsaugende Darmparasiten, die bei sehr hoher Parasitenbesiedelung direkt und indirekt zu einer Anämie sowie zu einer Hyponatriämie und hohen Kaliumwerten führen können.

In unserem Gruppengeschehen dominieren die primäre typische und die primär atypische Form, gelegentlich auch die sekundäre Unterfunktion. Sie repräsentieren die Mehrzahl aller F(e)älle.

Dennoch kann es vorkommen, dass es beispielsweise Hundehalter*innen gibt, die angeben, dass ihre Hunde wunderbar alleine mit Zycortal® zurechtkommen und kein Glukokortikoid benötigen und bekommen. Diese Hunde könnten also an einer anderen Form des Versagens von endokrinen Drüsen leiden, nämlich der fehlerhaften Hormonsynthese.
Ebenso kann es passieren, dass es nicht gelingt, trotz optimaler Therapiebedingungen und
Subsitutionsversuchen die Schieflage der Hormone aufzuheben. Hier könnte eventuell eine Rezeptor- Resistenz vorliegen.
Auch kann es sein, dass manche Hunde nicht an die als optimal geltende Glucokortikoiddosis
herangeführt werden können und immer mehr als andere Hunde benötigen. Auch hier könnten die Ursachen im Hormonweitertransport oder der Verarbeitungsfähigkeit der Zellen liegen.

Alle diese Besonderheiten bedürfen der Beurteilung und der Therapie von Fachleuten aus der Veterinärmedizin.